Schweizer Banken führen Negativzinsen ein

Letzte Woche gab die Schweiz Staatsanleihen mit einem Negativzinssatz von einem Prozent heraus – zum großen Erstaunen vieler Ökonomen wurden ihr diese quasi aus den Händen gerissen. Ferner haben verschiedene Banken in der Schweiz begonnen, Negativzinsen einzuführen. „Das heißt, Sie bekommen nicht nur keinen Zins mehr, sondern Sie müssen noch eine zusätzliche Gebühr dafür bezahlen, dass Sie Ihr Geld bei der Bank deponieren“, wird Joachim Klement von der Zürcher Unternehmensberatung Wellershoff und Partners zitiert. Er konnte feststellen, „dass die Zinsen, die man auf dem Sparkonto oder auf Geldmarktanlagen bekommt, praktisch Null waren oder sogar genau Null waren.“ Laut einem Bericht von Mathias Zahn aus dem ARD-Hörfunkstudio Zürich ist das Verhalten der Anleger völlig irrational und hat auch noch negative Auswirkungen auf den Geldmarkt.

Schweizer Banken verwalten derzeit weit mehr Geldvermögen als sie gewinnbringend anlegen können. Konsequenterweise senken sie die Renditen für dieses „Fluchtgeld“. Den Anlegern ist es lieber, einen kalkulierten Verlust von 0,1 % und das Wechselkursrisiko hinzunehmen, als ihr Geld im Dollar- oder Euroraum anzulegen. Denn für diese Währungen erwarten sie langfristig einen deutlichen Inflationsverlust. Die Entwicklung beweist, dass eine Umlaufsicherungsgebühr, wie sie die INWO vorschlägt, von den Märkten durchaus anerkannt würde. Bei einem Überangebot am Geldmarkt sind minimale Verluste durch Gebühren für Anleger und Verwalter großer Geldvermögen akzeptabel, wenn sie im Gegenzug auf Geldwertstabilität vertrauen können.

Die Praxis in der Schweiz entspricht jedoch in einem wesentlichen Punkt nicht den Therapievorschlägen der Fairconomy. Die Negativzinsen auf Spareinlagen vergrößern die Attraktivität von Liquidität in Form von Giral- und Bargeld. Die Schweizer Notenbank muss sich dazu durchringen, das mögliche Ausweichen auf Bargeld durch eine Gebühr auf dieses Geld zu unterbinden. Damit würde sie diesen Fluchtweg schließen und dafür sorgen, dass Girobestände und Bargeld auf das übliche Maß beschränkt bleiben. Die überschüssige Liquidität würde dauerhaft auf die Einlagenzinssätze drücken und damit der Wirtschaft und den Verbrauchern optimale Investitionsbedingungen bieten.

Den zitierten Artikel finden Sie unter Tagesschau.de.

Klaus Willemsen, 29. August 2011