Spiegel klagt über Renditehaie

Wie eine amerikanische Heuschrecke auf Kosten hiesiger Mieter die Renditen in die Höhe treibt, beschreiben Niels Klawitter und Andreas Wassermann im Heft 21/2011 vom 23.05.2011.
Nicht zum ersten Mal stehen das Immobilienunternehmen Gagfah und die Investmentfirma Fortress im Zentrum der Kritik. Insbesondere deren Chefs Drescher und Kauffmann werden persönlich für die Zustände in den betroffenen Wohnobjekten verantwortlich gemacht.
Sicherlich ist es richtig, Entscheidungsträger für derart fragwürdige Machenschaften zu benennen. Immerhin werden im beschriebenen Fall Millionen Mieteinnamen in Dividenden für Finanzinvestoren umgelenkt. Bedenklich ist es jedoch, unmoralisch agierende Menschen gewissermaßen an die Wand zu stellen, ohne die strukturellen Ursachen, die ihr Verhalten ermöglichen, zu benennen. Aus Sicht der Autoren ist das Verwerfliche an den Machenschaften der genannten Personen, dass sie einen noch geringeren Anteil der Mieteinnahmen, als allgemein üblich, in die Instandhaltung investieren.
Die Bedienung von Kapital durch Mietzahlungen ist keine Ausnahme sondern die Regel. Beinahe alle Mieten bestehen zu 70-80 Prozent aus Kapitalforderungen. Dies betrifft die Wohnsiedlungen einkommensschwacher Familien ebenso wie Luxusimmobilien einkommensstarker Mieter. Ein durchweg positiver Kapitalmarktzinssatz und die Kapitalisierung des Bodens sind dafür verantwortlich, dass mehrere 100 Milliarden € jährlich über die Mieten zu Renditen werden.